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Junge Muslime in der digitalen Kultur: Influencerinnen und Lifestyle Blogger.

 

Muslimische Identitäten sind im Kontext postmoderner Gesellschaften in besonderer Weise herausgefordert. Insbesondere in muslimischen Jugendkulturen, die sich am ganzen Repertoire populärer Kultur bedienen, werden die seit langem bestehenden Identitätsvorstellungen mitunter in Frage gestellt und kritisch verhandelt. Junge Musliminnen führen diesen Prozess an. Viele muslimische Frauen und Mädchen verstehen es, verschiedene Lebensmuster, meist die ihres Elternhauses oder ihrer religiösen Erziehung, geschickt mit den Erwartungen und Wertvorstellungen der nicht-muslimischen Welt auszubalancieren. Dafür nutzen muslimische Bloggerinnen verschiedene Social-Media-Kanäle, besonders Instagram. Lifestyle und Fashion-Blogging, aber auch aktive Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen, wie etwa Rassismus und Teilhabe oder Umweltschutz, findet hier statt. Muslimische Influencerinnen stehen im Mittelpunkt meiner post-doc Studie, die sich in viele Fallstudien unterteilt und dabei auch solche Akteurinnen nicht außer Acht lässt, die sich beispielsweise, wie etwa die Grimme Online-Preisträgerin Esra Karakaya in einer digitalen Talkshow-Reihe, mit vielen Tabu-Themen unter Muslimen auf unterhaltsame Art und Weise auseinandersetzen.

In der öffentlichen Debatte wird muslimische Jugendkultur häufig äußerst einseitig dargestellt, besonders betroffen davon sind muslimische Frauen. Gerade die populäre Kultur und die digitale Kultur ist für viele junge Muslime ein machtvolles Instrument, um sich sowohl gegen die oft als Zwänge wahrgenommenen traditionalen Bezüge zu artikulieren als auch Kritik an mangelnder Teilhabe und Sichtbarkeit in der Gesellschaft zu äußern. Durch die populäre Kultur setzen sich junge Muslime kritisch-reflektierend mit ihrer Identität, ihren kulturellen Ordnungs- und Regelsystemen auseinander und transformieren diese. In meiner Forschung spüre ich diesen Phänomenen nach und fokussiere mich ebenfalls auf Bekleidungs- und Körperpraktiken. Darüber hinaus gehe ich der Frage nach, inwieweit diese Praktiken ein verändertes Image von Muslimen und einen Neuentwurf muslimischer Identität bedeuten.