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Strategien und Praktiken der Autorisierung: Zur polyphonen Aushandlung und Vermittlung jüdischen Erbes

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt untersucht in zwei komplementären Fallstudien die polyphone Aushandlung und Vermittlung jüdischen Erbes im Sinne der Critical Heritage Studies. Zentrales Ziel ist es, jüdisches Erbe nicht als homogenes Gebilde zu begreifen, sondern die Ambivalenzen und Komplexitäten seiner Genese in Strategien und Praktiken der Autorisierung empirisch herauszuarbeiten.

Fallstudie I „New Jewish Initiatives: Challenging and (De-)Authorizing Jewish Heritage“ (Leitung: Prof. Dr. Markus Tauschek) nimmt dabei soziale Formationen in den Blick, die bereits traditionalisierten Verständnissen jüdischen Erbes alternative Lesarten gegenüberstellen, in denen sowohl generationale Differenzen wirksam werden als auch aus Sicht der Akteure modernisierende Vorstellungen eines zeitgemäßen Judentums – etwa im Hinblick auf  sexuelle Vielfalt oder Mehrfachzugehörigkeiten. Für Fallstudie II „Deconstructing Jewish Heritage in Music: Promoting Inclusive Perspectives in Teacher Professionalization“ (Leitung: Prof'in. Dr. Ina Henning) wiederum werden genau solche Lesarten relevant, um jüdisches Erbe im Kontext schulischer Musikpädagogik abseits monolithischer Vorstellungen gerade in seiner Polyphonie verstehbar zu machen und mit Blick auf die inklusive Lehrer:innenbildung vermitteln zu können. 

Ausgangspunkt des Projektes ist, dass Vorstellungen jüdischen Erbes erstens von vielfältigen historischen, sozialen und kulturellen Faktoren abhängen und zweitens in machtvollen Aushandlungen entstehen, wobei bestimmte Aspekte autorisiert, andere hingegen delegitimiert werden. Als Teil des DFG-Schwerpunkt­programms 2357: Jüdisches Kulturerbe arbeitet das Projekt so zum einen heraus, wie jüdisches Erbe fortlaufend aktualisiert, an zeitgenössische Diskurse gekoppelt und dadurch rekonfiguriert wird. Zum anderen zeigt es, wie diese Rekonfiguration für die Theorie und Praxis der Musikpädagogik an Schulen fruchtbar gemacht werden kann. So kann das Projekt Formen und Strategien der Autorisierung (in den untersuchten jüdischen Initiativen wie auch in didaktischen Unterrichtsmodellen) in Formaten und Praktiken der Vermittlung jüdischen Erbes sichtbar machen und unter Einbeziehung jüdischer Akteure gouvernementalitätskritisch nach normativen Implikationen fragen.

Projektleitung: Prof. Dr. Markus Tauschek (Institut für Empirische Kulturwissenschaft Freiburg) und Prof'in. Dr. Ina Henning (Institut der Künste, Abteilung: Musik, Schwäbisch-Gmünd)

Mitarbeiter:innen: Laura Marie Steinhaus M.A. (Institut für Empirische Kulturwissenschaft Freiburg) und Frantz! Blessing M.A. (Institut der Künste, Abteilung: Musik, Schwäbisch-Gmünd) 

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Laufzeit: 2022–2025)