Freiburg-Dietenbach. Ethnografie einer Stadterweiterung im Werden
Städte als Lebensräume aber auch als Verursacherinnen von Emissionen sind relevante Handlungsräume in Bezug auf das grenzüberschreitende Phänomen des Klimawandels. Ihre geografische und politische Lage, ihre Historie, materiellen (Infra-)Strukturen und sozialen Konstellationen, Verwaltungsorgane und Einwohner*innen bringen lokale, sozio-ökologische Stadtformationen hervor.
Das Promotionsprojekt nimmt mit dem bis 2042 geplanten Stadtteil Dietenbach in Freiburg im Breisgau solch eine spezifische sozio-ökologische Stadtformation in den Blick. Im Westen der Stadt entsteht derzeit Wohnraum für etwa 16.000 Menschen, 50 Prozent davon sollen sozial gefördert sein, der Stadtteil soll klimaneutral entwickelt werden. Damit liegt in Dietenbach das Versprechen, den beiden stadtpolitischen Handlungsfeldern Wohnungsnot und Klimawandel Rechnung zu tragen. Wie eine nachhaltige Stadtpolitik und ein angemessener Umgang mit Freiburgs Stadtwachstum aussehen sollte, ist jedoch zivilgesellschaftlich und z. T. politisch umstritten.
Das Promotionsprojekt liegt an der Schnittstelle von Raumforschung, politischer Anthropologie und Kulturökologie und geht in Anlehnung an Ignacio Farías (2011) von einer Multiziplität der Stadt aus. Es fragt danach, welche Akteur*innen in welcher Weise an der Produktion des Raumes Dietenbach beteiligt sind. Dafür wird mit ethnografischen Methoden in Orientierung am Verfahren der Grounded Theory ein heterogenes Datenmaterial erhoben und analysiert. Der fluide Status der noch entstehenden Stadterweiterung wird als Chance betrachtet: Hier lassen sich in besonderem Maße gesellschaftliche Aushandlungs- und Herstellungsprozesse der Stadt von morgen sowie Natur(en) untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf Bearbeitungsstrategien und Interpretationen des Klimawandels durch Stadtverwaltung, Stadtpolitik und zivilgesellschaftliche Akteur*innen sowie deren Handlungs- und Wissenskontexten.
Bildquelle: Visualisierungsbüro LINK 3D